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„Wenn ein Innviertler ins Reden kommt, dann hört er nicht mehr auf“, meint Ernst Stöckl lachend. Das könnte auch sein Interesse an der Innviertler Mundart und Umgangssprache erklären. Mit Wörtern und deren Herkunft hat der pensionierte Sozialarbeiter schon immer „a Freid“ gehabt. Daran, ein Wörterbuch zu verfassen, hat er jedoch nicht von Anfang an gedacht. Als nach seiner Pensionierung 2014 die „amateurhafte Zettelwirtschaft“, wie Stöckl seine Notizen zu bestimmten Wörtern aus der Innviertler Mundart nennt, ganz neue Dimensionen annahm, wurde der Plan, damit etwas zu schaffen, immer konkreter. Er wollte Wörter wie feigln, trawe oder urassn festhalten und wandte sich an Stephan Gaisbauer vom Linzer Stifterhaus, an Prof. Hermann Scheuringer von der Uni Wien und an Karl Stutz aus Passau. Durch diese Gespräche nahm das Wörterbuch langsam Gestalt an.
Eigentlich wollte sich Stöckl auf 500 Seiten beschränken. Dass dies nicht ausreichen sollte, die Vielfalt der Innviertler Mundart und Umgangssprache zu erfassen, wurde schnell klar. „Man hat versucht, mich zu bremsen“, erzählt Stöckl, aber die Vollständigkeit seines Werkes war ihm einfach wichtig. Schlussendlich wurden fünf Bände geplant, von denen zwei bereits erschienen sind und der dritte nächstes Jahr auf den Markt kommen soll. Zusätzlich soll am Ende ein Ergänzungsband veröffentlicht werden, der Synonyma, Ergänzungen und Korrekturen zu bestimmten Wörtern auflisten wird.
Mundart unterliegt einem ständigen Wandlungsprozess. Daher handelt es sich beim Schärdinger Wörterbuch auch nur um eine Momentaufnahme. Wörter gehen verloren, es kommen neue dazu. Darüber solle man jedoch nicht traurig sein, meint Stöckl. Heute gibt es, vielleicht auch durch die Vernetzung von Menschen aus vielen verschiedenen Orten, größere überregionale Zusammenhänge in der Sprache. Früher waren die Dialekte von Ort zu Ort unterschiedlich. „Das kann man gut oder schlecht finden“, meint Stöckl. Generell erfährt jedoch die Mundart einen Aufschwung: „Man hat heute keine Scheu mehr, im Dialekt zu reden“, sagt Stöckl. Eine Entwicklung, die man nur begrüßen könne. Was Stöckl abstoßend findet, ist die krampfhafte Verwendung von Mundart, wie man es aus manchen Schlagertexten oder der Werbung kennt.
Ernst Stöckl zeigt in seinem Schärdinger Wörterbuch die Vielfalt der Mundart und Umgangssprache seiner Heimat auf. Die einzelnen Wörter werden etymologisch beschrieben, ihre
unterschiedlichen Bedeutungen aufgelistet und in Mundartsätze, die Stöckl seinen Innviertler Landsleuten in den Mund legt, eingebettet. So sollen auch die Menschen hinter der
Sprache sichtbar werden. Durch das Wörterbuch sollen auch Wörter, die heute nur noch selten verwendet werden, festgehalten und so verhindert werden, dass sie in Vergessenheit
geraten. Das „Schärdinger Wörterbuch“ erscheint in fünf Bänden. Zwei davon sind bereits erschienen. Band 3 wird voraussichtlich im Sommer 2022 auf den Markt kommen und die
Buchstaben I-M behandeln.
Ernst Stöckl: Schärdinger Wörterbuch der Mundart und Umgangssprache. Band 1 (A-D) und Band 2 (E-H). Verlag Plöchl, je €
65. Bestellungen direkt beim Autor Tel. 0676/7724876 oder Mail: ernst.stoeckl@gmx.net.
Briar
Sf. Brühe; briarn. Ahd. brod, mhd. brüeje, urspr. ‚heiße Flüssigkeit‘, dann ‚Fleischbrühe‘; vgl. ‚brodeln‘.
1. Durch Kochen von Nahrungsmitteln (bes. von Fleisch, Knochen) gewonnene (nahrhafte ) Flüssigkeit, Suppe: Du muasst iazan a kreftëgë henabriar mit an oar drin lëffën, dast wida wiarst!
2. Unansehliche, stinkende, trübe, dickrinnende Flüssigkeit
3. Abgestandenes Bier, schlechter Kaffee: Wos ins der heint wida fiar a briar heargstoit håt!
ewë
Adj. ewig; auf das Dt., Nl. beschränkte Adj. (mhd. ewic, ahd. ewig, nl. eeuwig); abgel. vom unter ‚Ehe‘, E behandelten, im Dt. untergegangenen Subst. (mhd. e[we], ahd. ewa ‚Ewigkeit‘), das wiederum verw. ist mit got aiwis, lat. aevum jwls. ‚Zeit, Leben, Ewigkeit‘. Im Dt. wird ‚e.‘ schon bei Notker, häufiger jedoch erst ab 18.s auch außerhalb des christlichen Bereichs verwendet;.
1. Unendlich in der Zeit; nie enden wollend, endlos, unermesslich; kirchenspr. ‚für immer‘: Nix dauat ewë!
2. Sehr lange, zu lange (dauernd) und daher lästig; pausenlos; ‚in einer Tour‘: Dës dauat jå ewë , bis das dë du ånzong håst!
3. Fügungen: a s‘ewë lëbm, an ewëng fridn.
fëanzn
Vb., keine standspr. Entsprechung; Lit. bietet hpts. ‚feanzen, fienzen‘ an; mhd. vienen; mhd. vanz und dazu Dem vanzelin (kleiner) Schalk, Betrug‘; auch ‚Spötter‘; verhöhnen, spötteln; auf Schaufel nehmen, sich lustig machen, zynisch herausfordern: I bi do nët då, das a më vo eich då lång fëanzn lou!
Weitere Bedeutungen, Wörter und Beispielsätze sind im Schärdinger Wörterbuch der Mundart und Umgangssprache zu finden.
Machen Sie mit! Nennen Sie uns Wörter, die typisch für Ihre Region sind. Senden Sie eine E-Mail an kultur@kirchenzeitung.at
Foto: Volker Weihbold/OÖN
Foto: Volker Weihbold/OÖN
Iazan entleng da: da zweit Band vom Schatenga Weartabiarchl!
SCHÄRDING. Alle, die mit der Schärdinger Mundart vertraut sind, haben es natürlich sofort verstanden: Der 2. Band des Schärdinger Wörterbuchs (E-H) ist nun erhältlich. Verfasser Ernst Stöckl hat sich seit seiner Pensionierung 2014 zum Ziel gesetzt, jedes im Bezirk gesprochene Wort in fünf Bänden aufzulisten mit mindestestens 35.000 Stichwörtern und auf 5000 bis 6000 Seiten. Band 3 wird voraussichtlich im Herbst 2021 erscheinen. Pro Band rechnet Ernst Stöckl mit einer Erstellungsdauer von rund drei Jahren.
Herr Stöckl, wie wird man als pensionierter Sozialarbeiter Autor eines Wörterbuchs?
Zeitlebens war ich angetan, fasziniert, enttäuscht, über-rascht, traurig und erfreut, was gesprochene, geschriebe-ne Worte anrichten, ausrichten und bewirken können. Diese Worte werden jedoch meist in der heimatlich vertrauten Mundart an uns gerichtet. Dazu kam die Neugier, was denn de Bletschn, de Klussn oder was a Soidl, a Kloiffe wohl sind. Und vor allem, woher kommen diese Wörter?
Wie ging es dann weiter?
Es entstanden Anfänge einer sehr amateurhaften Zettel-wirtschaft. Das Stifterhaus in Linz und das Germanistik-Institut in Wien waren in meinen Anfangszeiten meine Hauptanlaufstellen, da ich ja keine Ahnung hatte, wie man ein Wörterbuch verfasst. Auch mein erster Verleger, Karl Stutz aus Passau, inzwischen leider verstorben, half mir außerordentlich, mein Vorhaben umzusetzen.
Gewisse Wörter kann man gar nicht nachschlagen, eben weil Ihr Werk das erst erlaubt. Wie „untersuchen“ Sie also ein gefundenes Wort?
Man sollte gar nicht glauben, was es nicht an Sprachfor-schungen und Grundlagen zu allen möglichen Dialekten gibt! Trotzdem ist bei so manchen
Wörtern meine Recherche sehr gefragt. Aber es kommt vor, dass trotz aller ‚Schürferei‘ ihre Herkunft etc. für immer im Dunkeln bleiben. Wie beim soeben entdeckten Beispiel: Für
‚Jass‘: Könner, Experte, Fachmann, gibt es vier etymologische Erklärungen, aber niemand weiß, welche richtig ist!
Foto: privat
Wie unterscheidet sich die Schärdinger Mundart von anderen Dialekten, weil Sie sich geographisch auf den Schärdinger Raum konzentrieren?
Wie der Titel sagt, beschränkt sich das ‚SWB‘ auf Stadt und Bezirk. Ich wollte zuerst ein Innviertler Wörterbuch schreiben, kam aber bald darauf, dass in Braunau und Ried zwar keine großen Unterschiede zu entdecken sind, aber sie existieren doch. Ich wollte mir nicht anmaßen, etwas zu untersuchen, das ich nicht genau kenne. Daher der Rückzug auf meinen Heimatbezirk, weil ich es wesentlicher erachte, den Lesern die speziellen Merk-male der Mundart des Unteren Innviertels näherzu-bringen.
Sie haben einmal gesagt, „das Schärdinger Wörterbuch ist nicht nur Nachschlagewerk, sondern es hat auch den Sinn und den Anspruch von unserer Lebensart zu er-zählen.“ Welche Wörter der
Schärdinger Lebensart haben es Ihnen denn besonders angetan?
Eigentlich alle! Aber einige stechen in der Geläufigkeit und Originalität noch ein kleines ‚Eizal‘ mehr heraus. Das sind: urassn, feigln, Sechta, rantn, Loup, Soidl, iwazwerö, Schreamsn, Moitan , rande, trawe und tageln.
Wo kann man Sie persönlich antreffen und wo erhält man Ihre beiden Bände?
Am 1. März halte ich um 19.30 Uhr eine Lesung im Wirtshaus zur Bums‘n in Schärding. Die Bände liegen in den Buchhandlungen auf bzw. sind dort zu bestellen. Auch bei mir kann sie für jeweils 50 Euro bestellen: Tel. 0676/7724876, E-Mail ernst.stoeckl@gmx.net.
Vielen Dank für das Gespräch – gern warten wir auf Z wie zwuzln!
PETRA BRÖDNER